Freisprechung: Ausbildung braucht „echt Zeit“
Auch in diesem Jahr begrüßte Obermeister Adi Ellwanger die Zimmerergesellen im Bauzunfthaus zur Freisprechungsfeier. 25 Gesellen aus der Region erhielten in Anwesenheit von Familie, Freunden, Ausbildern und Honoratioren aus Stand und Landkreis Landshut ihre Freisprechungsurkunden:
„Ihr könnt stolz sein auf das Erreichte, aber auch wir sind stolz auf euch. Das kann euch niemand mehr nehmen.“ Die jungen Leute hätten durch Krisen geprägten Zeiten die Prüfung mit Fleiß, Ehrgeiz und Durchhaltevermögen bestanden. Besonders stolz verwies Adi Ellwanger auf zwölf Prüflinge mit der Note 1 vor dem Komma.
Die besten Abschlüsse erzielten in diesem Jahr Benedikt Schober (Firma HBH Holzbau, Landau/Isar), gefolgt von Maximilian Stahl (Zimmerei Wastian, Essenbach) und Markus Ebensperger (Zimmerei/Holzbau Hof, Weihmichl). Obermeister Ellwanger schloss mit den besten Wünschen für die Zukunft der Freigesprochenen und mit dem Satz von Adolph Kolping: „Was du bist, das sollst du ganz sein.“
Erfahrung und Wissen in die Gesellschaft einbringen
Die Glückwünsche der Handwerkskammer, der Innung und der Kreishandwerkerschaft überbrachte Kreishandwerksmeister Alfred Kuttenlochner. Er verwies auf die hohe Qualität der dualen Ausbildung, die in der Welt einzigartig sei. Umso wichtiger sei es auch, bereits im Kindergarten und der Schule das Handwerk näherzubringen. Kuttenlochner nannte in diesem Zusammenhang das MINT-Projekt, das sehr erfolgreich in der Region sei. Der Kreishandwerksmeister fordert die jungen Leute auf, ihr Leben aktiv zu gestalten und sich auch auf politischer Ebene zu engagieren, zum Beispiel im Stadt- oder Gemeinderat, um ihre Erfahrungen und Anliegen einzubringen.
Schon beinahe traditionell überbrachte Fritz Wittmann stellvertretend für Landrat Peter Dreier die Glückwünsche zur Freisprechung. Immer wieder sei er begeistert, dass die jungen Gesellen in „Zimmererkluft“ erscheinen. Dies zeige eine hohe Identifikation mit dem eigenen Handwerk und ein starkes Selbstbewusstsein.
Das Zimmererhandwerk sei eines der ältesten in der Menschheitsgeschichte und mit seinem Werkstoff und seiner Qualität nachhaltig: „Ihre Produkte überdauern Generationen.“ Wittmann dankte auch den Eltern, den Lehrern und Ausbildungsbetrieben, die die jungen Leute unterstützt und durch die Ausbildung begleitet hätten. Auch dem Landkreis sei die Ausbildung wichtig und es werde versucht, die Rahmenbedingungen für eine gute Ausbildung zu schaffen und zu erhalten. „Machen Sie Ihren Beruf zum Hobby und Sie müssen nie wieder arbeiten!“, endete der stellvertretende Landrat.
Idealen Ort für Feier gewählt
Stadtrat Erwin Schneck überbrachte stellvertretend für Oberbürgermeister Alexander Putz die besten Glückwünsche der Stadt Landshut. Auch in Landshut habe das Handwerk einen hohen Stellenwert und er verwies auf die hohen Investitionen des Berufsschulzweckverbandes. Das Bauzunfthaus sei der ideale Ort für die Freisprechungsfeier, deutete der ehemalige Berufsschullehrer Schneck auf die Holzkonstruktion des Stadls, wo sich Gesellen und Gäste zur Überreichung der Zeugnisse niedergelassen hatten. Mit Freude sehe er, dass auch das Zwischenmenschliche offensichtlich passe, da auch zahlreiche Ausbilder und ein ganzer Tisch Lehrer anwesend sei. Den frischgebackenen Gesellen gab er ein Zitat von John F. Kennedy mit auf den Weg: „Einen Vorsprung im Leben hat, wer anpackt, wo andere noch reden.“
Oberstudienrat Reinhold Ostermaier, Leiter der Berufsschule I, betitelte die Freizusprechenden als „Europameister“. Nirgendwo sei das Ausbildungsniveau aufgrund des Dualen Systems so hoch wie in Deutschland. Und in Europa seien die Chancen nirgends so gut. Ostermaier nannte beispielhaft die Jungendarbeitslosigkeit in Deutschland mit sechs Prozent im Vergleich zu Europa mit einem Durchschnitt von 14 Prozent. Als Ländervergleich führte er Spanien mit 27 Prozent an. Auch sei mit Betriebsauslagerungen ins Ausland nicht zu rechnen, da das Zimmererhandwerk vor Ort ausgeführt werde. Die Zimmererarbeit sei keine typische Fließbandarbeit und somit sollte auch die KI nicht als Konkurrenz, sondern als Hilfsmittel gesehen werden.
Bevor die Freisprechungsurkunden von Florian Lang, Abteilungsleiter für Aus- und Weiterbildung der Handwerkskammer, überreicht wurden, wandte sich Klassenleiter Günther Schubert, auch im Namen seine Kollegen und Kolleginnen, an die Anwesenden: „Ausbildung ist eine Investition in die Zukunft!“ Modern und ein Zeichen unserer Zeit sei, dass alles in Echtzeit passieren müsse, aber bei der Ausbildung brauchte man „echt Zeit“.
Von Schülerseite dankte Maximilian Stahl allen Beteiligten und ganz besonderes Theresia Plendl, Fachlehrerin für Ernährung und Metzgermeisterin. Sie hätte die Auszubildenden immer unterstützt, auch was das leibliche Wohl betraf.
Nach der feierlichen Zeugnisübergabe stellt sich die Frage, wie geht es weiter. Der 19-jährige Luis Reschka zum Beispiel geht erstmal zwölf Monate in einen Betrieb und sammelt weiter praktische Erfahrungen, um dann Holzbau-Technik in Rosenheim zu studieren.
Text: Petra Möllerfrerk - mit freundlicher Freigabe der Mediengruppe Attenkofer/Landshuter Zeitung